Zionsgemeinde Hamburg
Eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche

100 Jahre Kirchenchor in Zion
1893 - 1993
Einleitung
In den geschichtlichen Quellen unserer Zionsgemeinde lesen wir, daß sich 1893 unter Wilhelm Lusznats Leitung aus Gemeindegliedern ein gemischter Sängerchor gebildet hat. Mit geringen Unterbrechungen während des 2.Weltkriegs gibt es also in unserer Gemeinde einen Kirchenchor, der seine Aufgabe vorwiegend darin sieht, durch die Ergänzung zur Liturgie und durch das Singen mehrstimmiger Chorsätze unsere Gottesdienste zum Lobe Gottes zu bereichern. Überlegt man sich die Umstände, unter denen der Chor über ein Jahrhundert bewegter Geschichte seine Arbeit durchgeführt hat, können Chor und Gemeinde mit Dank und Freude auf die vergangene Zeit zurückblicken, und wir sollten mit Mut und Zuversicht in die Zukunft sehen. Überschaut man die Geschichte unserer Gemeinde, so könnte man von der Art der Chorarbeit vier Epochen erkennen, denen wir uns im einzelnen zuwenden wollen.
Die erste Epoche
(Die Zeit vor 1893)
Unsere Gemeinde besteht seit 1841.  Gab es denn vor 1893 kein Chorsingen in unserer Gemeinde ? In den Quellen ist zu lesen, daß es auch vorher Versuche gegeben hat, einen gemischten Chor, auch mal einen Männerchor zustande zu bringen. Sie waren aber nicht von Dauer, wenn auch einige Mühe aufgebracht wurde. So erfahren wir, daß der Klavierlehrer Menthe, der seit 1848 gegen Bezahlung das Organistenamt versah, die "singfähigen Männer der Gemeinde im Choralsingen förmlich unterrichtete, wozu er ihnen selbst Melodienbücher schrieb und keine Mühe scheute, die ungeübten und ungelenken Ohren und Kehlen der teilweise nicht mehr jungen Männer in guten Schick und Gang zu bringen." (M1) Dass damals noch kein bleibender Chor zustande kam, lag zum einen wohl daran, daß unsere kleine Gemeinde trotz ihrer Treue und ihres Einsatzes für eine Chorarbeit geeignete Sänger in ausreichender Zahl nicht hatte.
Zum andern muß aber auch festgestellt werden, dass die praktische Kirchenmusik in den Gemeinden zu der Zeit überhaupt daniederlag. Es gab nicht Gemeindechöre, in denen sich erwachsene Gemeindeglieder aus Freude am mehrstimmigen Singen zum Lobe Gottes zu regelmäßiger Arbeit zusammenfanden. Kirchenmusik wurde allenfalls von Kinderchören, bezahlten Chören und Solostimmen durchgeführt.
Seit der Mitte des 19..Jahrhunderts bildeten sich auch in Hamburg die Chorvereine, die ihre Aufgabe aber fast ausschließlich in der Aufführung der großen symphonischen Chorwerke sahen und selten für Gottesdienste zur Verfügung standen. Eine Belebung der gottesdienstlichen Chormusik erfolgte erst im 20.Jahrhundert. Die großen leistungsfähigen Laienchöre in den Kirchen entstanden in größerer Zahl sogar erst nach dem 2. Weltkrieg.
Zum Singen in unserer Gemeinde sei noch am Rande vermerkt, daß es zwischen Pastor Meinel und dem Organisten Menthe über das "rhythmische" Singen von Chorälen einen Streit gab, in dem Pastor Meinel zunächst gegen Organist und Gemeinde nachgegeben hat. Was mit dem "rhythmischen" Singen gemeint ist, mag in der Gegenüberstellung von zwei Melodieteilen des Chorals "Ein feste Burg ist unser Gott" verdeutlicht werden. Beide Formen sind auch heute noch in unserem Evangelisch-Lutherischen Kirchengesangbuch (ELKG, Nr.201) abgedruckt. Die erste Form, die Pastor Meinel .gesungen haben wollte, ist die kräftige, ursprüngliche Melodie von Martin Luther.
Hier das Beispiel aus dem Lied:
Die zweite Form, von Herrn Menthe - ganz im kirchenmusikalischen Geschmack seiner Zeit befangen wollte die spätere Form beibehalten. Hier derselbe Teil aus dem Lied in der späteren Form:
Menthe meinte, die rhythmische Singweise, also die erste Form, "gehe nicht im Gemeindegesang, nur ein geübter Chor könne rhythmisch singen, auch passe es nicht zu der Würde des Gottesdienstes". (M2) Zusätzlich muß man bedenken, daß in den Gottesdiensten der damaligen Zeit die Choräle, damit sie würdig klingen sollten, in einem so langsamen Zeitmaß gesungen wurden, wie es für uns heute unbegreiflich ist. Wie viel Freude haben wir am frischen Gemeindegesang in der rhythmischen Form, wenn diese uns bei Chorälen aus der Reformationszeit vorgegeben ist.
Pastor Meinel schreibt aus der Zeit um 1886:
"Denn nicht allein der rhythmische Gesang, sondern auch die ganze schöne Form des Gottesdienstes nach der Löhe'schen Agende hat allmählich Anklang und Wohlgefallen in der Gemeinde gefunden." (M3)
Die zweite Epoche
(Die Zeit von 1893 bis 1921)
1893 ist nun das Jahr, das als Gründungsjahr des Zionskirchenchors angegeben wird, der bis heute und hoffentlich mit Gottes Hilfe auch weiterhin besteht.
In der Gemeindechronik von Hermann Schulz lesen wir:

"1893 nahm W. Lusznat die Sache in die Hand, und seiner Energie und musikalischen Fähigkeit gelang es, etwas Dauerndes zu schaffen.

Was ein Kirchenchor bedeutet, der nicht aus bezahlten Kräften besteht sondern aus Gemeindegliedern, das lernte nun die Zionsgemeinde kennen: Die Liturgie und der Choralgesang wurden gestützt, die Festgottesdienste mit Chorgesängen verschönert, die konfirmierte Jugend fand einen neuen Zusammenhalt und willkommene Mitarbeit im Gemeindeleben. Freilich kam sehr viel auf die Leitung des Chores an, und gerade in dieser Beziehung scheint damals der rechte Mann am rechten Platz gestanden zu haben. W. Lusznat nahm es mit seinem musikalischen Amt sehr ernst: in den Übungsstunden wurde ernstlich gearbeitet und alle Stimmen bis in die Kleinigkeiten geschult, das geschriebene und vervielfältigte Notenmaterial in Stimmbüchern aufbewahrt und geordnet." (S1)

Wilhelm Lusznat, 1846 in Hamburg geboren und in bescheidenen Familienverhältnissen aufgewachsen, hatte bei der Firma H. O. Persiehl das Buchdruckerhandwerk erlernt und war bis zum Geschäftsführer und Prokuristen aufgestiegen. Als Kirchenvorsteher, Organist und als Leiter des Kirchenchores bis kurz vor seinem Tod 1919 hat er treu der Gemeinde gedient.
Welche Sätze damals erarbeitet und im Gottesdienst gesungen wurden, ist wohl nicht mehr genau zu erfahren. Die Noten sind während der Zerstörung unserer Kirche mit verbrannt. Sie sollen zum großen Teil mit "hohem musikalischen Geschmack" ausgesucht und zusammengestellt worden sein. Es waren wohl manche alte Sätze der protestantischen Kirchenmusik, die auch heute noch zum festen Bestand unserer Arbeit gehören, aber wohl auch Musik heute weitgehend unbekannter Komponisten der Romantik, zu denen wir heute nicht mehr so recht einen Zugang finden.
Neben W. Lusznat versah auch der Kirchenvorsteher Heidtmann den Orgeldienst, ab 1904 vorwiegend Martin Peters und Martin Polster.
Besonders M. Peters soll 28 Jahre lang das Amt mit Liebe und beachtlichem Können versehen haben. Er war nicht verheiratet. Verwandte Nachfahren berichten, daß seine Liebe der Musik galt. Sein Musikinteresse ging weit über die Kirchenmusik hinaus. Er spielte auch Geige und Klavier. Aus seinem Notenschatz besitzen wir noch heute wertvolles Material aus der Zeit der Klassik und Romantik.
Mit dem Bau unserer Kirche am Wandsbeker Stieg und der Einweihung 1915 stand den Organisten auch eine neue Orgel zur Verfügung, die zum fleißigen Spiel anregte und allen viel Freude bereitet haben soll.
Zeitweilig, besonders nachdem W. Lusznat die Chorarbeit aus Altersschwäche aufgeben mußte, übernahm M. Peters die Leitung. Aber diesen Dienst tat er wohl weniger gern als den an der Orgel. So erzählte mir seine Nichte, daß man bei den Chorproben an seinem Gesicht ablesen konnte, ob er Lust hatte oder nicht, wobei wohl auch oft die Müdigkeit nach einem Tag anspruchsvoller Berufsarbeit viel beitrug.
Der erste Weltkrieg brachte auch für die Gemeinde Trauer. Einige junge Männer fielen an der Front, zu denen auch der musikalisch begabte Johannes Peters zählte, in dem man den zukünftigen Organisten der Zionsgemeinde erhofft hatte.
Die dritte Epoche
(Die Zeit von 1921 bis 1943)
Die dritte Epoche unserer Chorgeschichte ist eng mit dem Namen Dr. Hermann Schulz verbunden. Dr. Schulz kam zu uns durch den Zusammenschluss der Zionsgemeinde mit einer kleinen Hamburger Gemeinde der Hannoverschen Freikirche, die bereits seit einigen Jahren in unseren Kirchräumen ihre Gottesdienste hielt.
Dr. Schulz war Studienrat für alte Sprachen am Wilhelm-Gymnasium in Hamburg, musikalisch hochbegabt. Sein weit über die Gemeinde hinaus anerkanntes Können im Orgelspiel, Dirigieren und Komponieren hat er sich weitgehend als Autodidakt selbst angeeignet. Er war mit seiner schlichten und geselligen Art eine Autorität in der Gemeinde, so daß noch heute von unseren älteren Gemeindegliedern sein Name mit Achtung genannt wird. Unter Dr. Schulz erlebte der Chor eine Blütezeit mit der Aufführung respektabler Werke. Diese Chorepoche stellt sich für uns Spätere als ein erstaunliches Phänomen dar.
Sicher war es die ausstrahlende Persönlichkeit Dr. Schulz', durch die der Chor die neuen Impulse mit Bereitwilligkeit aufnahm und umsetzte. Auch war es wohl das Erlebnis, von Dr. Schulz an die große Musik Johann Sebastian Bachs herangeführt zu werden, sie kennen zu lernen und selbst zu erleben. Es gab ja noch nicht den Musikimport mit höchster Qualität frei Wohnzimmer mit Schallplatte, Tonband, CD, Radio und Fernsehen. Die allgemeine Bachbegeisterung, die in der Kirchenmusik etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. (Die denkwürdige Wiederaufführung der Matthäuspassion unter Felix Mendelssohn Bartholdy 1829 in der Berliner Singakademie war der Anfang der grossen Bachrenaissance.), hatte wohl den Zionschor bis dahin noch nicht recht erreicht. Diese neuen Impulse empfand der Chor vielleicht auch als die Erlösung aus einer gewissen Chormüdigkeit. Vielleicht mag sogar die Aufbruchstimmung der frühen 20er Jahre ihren Einfluss gehabt haben.
Jedenfalls kann man sagen: Dr. Schulz hatte seinen Chor gefunden, und der Chor hatte seinen Dr. Schulz gefunden. Der Chor eroberte mit einer man darf wohl wertneutral aus heutiger Sicht sagen - naiven Begeisterung die große Musik J.S. Bachs.
Sehen wir uns Programme dieser Zeit an:
1. Ein Kantaten-Abend am 9.Mai 1922 in der Anscharkapelle mit Orgelwerken und Kantaten von J.S.Bach (siehe Programm) Die originale Orchesterbegleitung übernahmen Orgel und Klavier.

09.Mai 1922

26.04.1923

27.03.1924


Im Zionspilger ist zu lesen, daß Karten zu 10,- und 15,- Mark nach dem Gottesdienst im Gemeindesaal und, jederzeit im Pastorat zu haben waren.
2. Kantaten-Abend am 26.April 1923 mit den Bach-Kantaten
Eintrittskarten zu 1000,- und 600,- Markt denn es war die Inflationszeit.

3. Konzert unseres Zionskirchenchors am 27.März 1924
Eintrittskarten 1,- und 2,- Mark (Die Inflation war vorüber)

Neben den Konzerten und unentgeltlichen Abendmusiken wurde selbstverständlich auch im Gottesdienst gesungen. Wie stark die Musik J.S.Bachs die Chorarbeit unter Dr. Schulz bestimmte zeigen die Jahresprogramme des Chors, die etwa seit 1930 regelmäßig im Zionspilger bekannt gegeben wurden.

Sehen wir uns die beiden Jahresprogramme 1933/34 und 1934/35 an. (P1)
Sie reichten jeweils vom Erntdankfest des einen Jahres bis zum Trinitatisfest des nächsten Jahres. Mehr als Zweidrittel der gesungenen Werke waren von Bach. Neben einigen kleinen Chorsätzen alter Meister kamen auch Sätze aus den großen Werken von Brahms (Requiem), Mendelssohn (Paulus) und Haydn (Schöpfung) zu Gehör. Im Einführungsgottesdienst von Pastor Horwitz am 9. Dezember 1928 sang der Chor aus dem Requiem von Johannes Brahms: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth. (natürlich mit Orgel- und nicht originaler Orchesterbegleitung).
Wer war nun eigentlich dieser Chor, der mit einem solchen Einsatz und solcher Begeisterung sich diese herrliche Musik eroberte ?
Einige Namen konnte ich erfahren; es waren gewiß mehr:
Sopran:
1. Reihe (das ist wichtig, man hatte genau seinen Platz !)
Lieschen Riecken,  Hanna Richter, die beiden Schwestern Hilmer, Liesbeth Peters.

(Paula Baruth und Annelie Kehrhahn kamen als Neulinge dann im Sopran dazu).

2. Reihe, 1. Platz:
Toni Heidtmann,  dann kamen die drei Peters- Mädchen: Paula, Annelie, Käthe.
Zeitweilig gehörten zum Sopran auch die Schwestern Lenchen und Liesel Polster.
Alt
Alwine Peters, Johanna Peters, Martha Lorenz.
Tenor:
Martin Peters mit seinem herrlichen hohen Tenor, Manuel Börsen, auch mit herrlicher Stimme. Er konnte keine Noten lesen, beherrschte aber seine Stimme mit nachbarlicher Stütze schnell auswendig.
Dann Heinrich Peters, der Vater von Johannes Peters. Später kamen Adolf Baruth und Martin Kehrhahn dazu.
Bass:
Franz Peters, Johannes Peters und Rudolf Elbers.


Es war ein Chor, der entscheidend aus der Großfamilie Peters bestand. Es muß eine recht geschlossene Gruppe gewesen sein, so daß offenbar keine große Integrationswirkung auf die Gemeinde ausgeübt wurde. Aber es war eine leistungsfähige Gruppe, die mit großer Freude zum Lobe Gottes sang. Dr. Schulz' Anliegen war es, die große Kirchenmusik in den Raum der Kirche zurückzuholen, wo sie von ihrer Aussage her ihren Platz hatte. >Dr. Schulz weist mit Stolz und Demut darauf hin, daß im Chor unbezahlte Sänger (in den 20er Jahren ungewöhnlich) aus unserer kleinen Gemeinde große Kirchenmusik in die Gottesdienste hineintrugen.
Bei dieser Begeisterung für die Musik Bachs und seiner Zeit konnte es nicht ausbleiben, daß die anderen Stilepochen der evangelischen Kirchenmusik nur gering vertreten waren oder gar vernachlässigt wurden. Gewiss erklangen in den Gottesdiensten auch kleinere Sätze der alten Meister.
Aber die zum Teil ausdrucksvolle Musik der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, die auch als "Wiedergeburt der Kirchenmusik" bezeichnet wird und stellvertretend für manche heute anerkannte Komponisten mit den Namen Distler und Reda verbunden ist, fand in unserer Gemeinde wohl keine Beachtung.
Es würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen, wollte man auch noch auf alle Chortreffen mit anderen Gemeinden und die übergemeindlichen Sängerfeste eingehen. Über einige Jahre gab es Chortreffen der Chöre unserer Zionsgemeinde und der Gemeinde der großen Kreuzkirche in Hermannsburg. Ein Sängerfest in Hamburg soll aber doch hervorgehoben werden. Es war ein Sängerfest der vereinten Chöre der Hermannsburg-Hamburger und der Hannoverschen Freikirche. Es fand statt in Bans' Gesellschaftshaus am Besenbinderhof. Verantwortlicher Leiter war Pastor Heicke, die Festpredigt hielt Pastor Horwitz. Der "köstliche Fest- und Freudentag" endete mit einer Elbfahrt nach Schulau.
Diese schöne 3. Epoche unserer Chorgeschichte fand 1943 mit der Zerstörung Hamburgs und unserer Kirche ihr Ende.
Die vierte Epoche
(Die Zeit nach dem 2.Weltkrieg bis zur Gegenwart)
Wie sollte bei der Zerstreuung der Gemeinde und der Raumnot nach den Zerstörungen des 2.Weltkriegs die Chorarbeit fortgeführt werden ?
Kirche und Gemeinderäume waren zerbombt. Die Arbeit begann sehr einfach. Es fehlte an allem. Viele ehemalige Chorsänger waren zunächst noch nicht wieder in Hamburg, es fehlte an Übungsräumen, Heizmaterial, Noten. Zum Teil in Schulgebäuden, mal in Privaträumen begann unter Johannes Peters' und Gerhard Schulz' Leitung zaghaft wieder die Chorarbeit, zunächst noch im Stil der 3.Epoche vor dem Krieg. Bald hatte der Chor aber wieder eine erfreuliche Stärke von 30 bis 40 Sängern, so daß er trotz der Beschwernisse seine Aufgabe mit Freude anpackte und wieder in den Gottesdiensten, die ja zunächst noch in der Anscharkirche am Valentinskamp stattfanden, singen konnte. Einen Höhepunkt stellte am 17.September 1950 die Einweihung unserer aus den Trümmern wiedererbauten Kirche dar. Der Chor führte mit Instrumenten die von Dr. Schulz für diesen Anlaß komponierte Kantate nach den Worten des 118. Psalms auf:
"Der Herr züchtiget mich wohl, aber er gibt mich dem Tode nicht. Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, daß ich dahin eingehe und dem Herren danke."
An Noten wurden u.a. die von Dr. Schulz und Pastor Hans-Heinrich Salzmann herausgegebenen Chorbücher Gloria I und Gloria II angeschafft. Sie enthalten überwiegend Choralsätze. aber auch leichte Motetten alter Meister. Einige Sätze wurden von Dr. Schulz komponiert. Diese beiden Bände gehören noch heute zum Grundstock unserer Arbeit, wie zur Arbeit vieler Gemeindechöre unserer SELK. Im Laufe der Zeit wurde der Notenbestand ergänzt durch einige weitere Chorbücher, Sammlungen vorwiegend für die Sängerfeste und Einzelblätter mit Choralsätzen und kleineren Motetten alter aber auch neuer Meister.
Nachdem 1960 Pastor Gasde den Dienst in unserer Gemeinde aufgenommen hatte, übernahm er bald mit seinem musikalischen Können, seine Erfahrungen und eigenen Vorstellungen die Chorleitung. Ihm folgte 1966 seine Tochter Christa Gasde am Dirigentenpult. In treuer, anspruchsvoller und sorgfältiger Arbeit hat sie 15 Jahre mit dem Chor gearbeitet. Choralsätze, kleine Motetten und Kantaten zu besonderen Anlässen unter Mitwirkung von Solisten und Instrumenten bildeten ein farbiges Programm.
Als Christa Gasde nach Karlsruhe-Durlach in die Nähe der Familie ihrer Schwester Catharina und ihrer Eltern übersiedelte, erging an den Verfasser dieser Zeilen die Frage, ob er bereit sei, die Arbeit mit dem Chor seiner Heimatgemeinde fortzuführen.
Was kennzeichnet nun die Chorarbeit unserer Gemeinde seit den 50er Jahren ?
Alle Chorleiter sind keine ausgebildeten Kirchen Musiker. Aber durch zum Teil langjährige und umfangreiche Erfahrungen als Sänger in großen und kleinen Kirchenchören außerhalb und innerhalb unserer Kirche erfuhr unsere Chorarbeit manche Bereicherung.
Das Ziel unserer musikalischen Arbeit ist nicht auf große Aufführungen gerichtet sondern fast ausschließlich auf die Verschönerung unserer Gottesdienste. Selbst die Programme der übergemeindlichen Sprengel- und Bezirkssängerfeste, für die alljährlich geübt werden muß, werden nach Möglichkeit so ausgewählt, daß sie auch in den Gemeindegottesdiensten Verwendung finden können. Zu erwähnen ist auch das Singen des Chors auf einigen Stationen eines Krankenhauses, eine Aufgabe, die der Chor schon lange am zweiten Weihnachtstag und am Ostermontag, jeweils vor dem Gottesdienst, wahrnimmt. Seit vielen Jahren versieht der Chor auch einen Teil des liturgischen Dienstes u.a. beim Wechselgesang des Introitus und dem Halleluja-Vers.

Ergänzt sei auch die Zusammenarbeit mit dem Chor der Dreieinigkeitsgemeinde, unserer Hamburger Schwestergemeinde in der SELK.
In mancher Abendmusik und manchem Gottesdienst haben beide Chöre gemeinsam unter der Leitung ihrer Chorleiter gesungen. Wenn auch die Chorarbeit mit erheblichem Einsatz und viel Freude aller Beteiligten durchgeführt wird, so sollen doch nicht die Sorgen ganz verschwiegen werden. Durch geringen Nachwuchs, Fortzug junger Leute zum Teil zwecks Berufsausbildung und durch die großen Entfernungen zur Kirche nimmt die Sängerzahl ab, so daß wir manchmal in unseren Programmwünschen zurückstecken müssen.

Die großen Werke der Kirchenmusik kann man heute in reicher Auswahl von guten Chören und Orchestern mit meist hoher Qualität hören. Diese Musik kann für unsere Gemeindechöre nicht Aufgabe sein. Aber die Kirchenmusik von der Reformation bis zur Gegenwart ist reich an kleinen Werken, die unseren Chören angemessen sind. Manches schöne Stück ist verdeckt unter dem Glanz der großen Werke. Diesen Schatz zu sichten und unsere bekannte Literatur zu pflegen, darin mag auch unser Zionschor seine Aufgabe sehen. Gelingen und Niveau der Chorarbeit ist natürlich vom Chor und Chorleiter abhängig, aber der Chor ist Teil der Gemeinde und so trägt auch die Gemeinde Verantwortung für die Chorarbeit.
Wir sagen Gott Dank für sein Wirken in unserer Gemeinde und bitten ihn, daß wir auch in Zukunft mit der reichen Kirchenmusik in unseren Gottesdiensten ihn loben und verkündigen dürfen.
Gerhard Singer, Sommer 1993
Quellennachweis
  1. 1. Pastor Meinel / Rückblick auf Gottes Gnadenerweisungen an der evang.-luth. Zionsgemeinde zu Hamburg (1. Gemeindechronik), daraus:

    • M1 : Seite 11,
    • M2 : Seite 11 / 12,
    • M3 : Seite 67 / 68
  2. 2. Hermann Schulz, Gerhard Schulz / DIE EVANGELISCH-LUTHERISCHE ZIONSGEMEINDE HAMBURG 1841 - 1966, daraus:

    • S 1 : Seite 32,
  3. 3. ZIONS-PILGER Gemeindeblatt der Ev.-luth. Zionsgemeinde in Harnburg, daraus:

    • P1 : Jg.1933, S.75 und Jg. 1934, S.35
  4. 4. Geschichte der evangelischen Kirchenmusik

    • Hrsg. von Friedrich Blume
  5. 5. Gespräche mit ehemaligen Chormitgliedern

    • 11/93
Startseite
hoch