Zwei Gemeinden
der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Hamburg

Der Große Katechismus Deutsch
in der Fassung des deutschen Konkordienbuches (Dresden 1580)
Der vierte Teil : von der Taufe

Wir haben nun ausgerichtet die drei Hauptstücke der Gemeinden christlichen Lehre. Über dieselbige ist noch zu sagen von unsern zwei Sakramenten, von Christo eingesetzt, davon auch ein jeglicher Christ zum wenigsten einen Gemeinden kurzen Unterricht haben soll, weil ohne dieselbigen kein Christ sein kann, wiewohl man leider bisher nichts davon gelehrt hat. Zum ersten aber nehmen wir von uns die Taufe, dadurch wir erstlich in die Christenheit genommen werden. Daß mans aber wohl fassen könne, wollen wirs ordentlich handeln und allein dabei bleiben, was uns nötig ist zu wissen. Denn wie mans erhalten und verfechten müsse wider die Ketzer und Rotten, wollen wir den Gelehrten befehlen.

Aufs erste muß man vor allen Dingen die Worte wohl wissen, darauf die Taufe gegründet ist und dahin alles geht, was davon zu sagen ist, nämlich da der Herr Christus spricht Matthäi am letzten:

Geht hin in alle Welt,
lehrt alle Heiden und tauft sie
im Namen des Vaters und
des Sohnes und des heiligen Geistes.

Weiter Marci am letzten Kapitel:

Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig;
wer aber nicht glaubt, der wird verdammt.

In diesen Worten sollst du zum ersten merken, daß hier steht Gottes Gebot und Einsetzung, daß man nicht zweifle, die Taufe sei ein göttlich Ding, nicht von Menschen erdacht noch erfunden. Denn sowohl als ich sagen kann, die zehn Gebote, Glauben und Vaterunser hat kein Mensch aus seinem Kopf gesponnen, sondern sind von Gott selbst offenbart und gegeben, so kann ich auch rühmen, daß die Taufe kein Menschentand sei sondern von Gott selbst eingesetzt, dazu ernstlich und streng geboten, daß wir uns müssen taufen lassen, oder sollen nicht selig werden. daß man nicht denke, es sei so leichtfertiger Ding, als einen neuen roten Rock anziehen; denn da liegt die höchste Macht an, daß man die Taufe trefflich, herrlich und hoch halte. Denn darüber streiten und fechten wir allermeist, weil die Welt jetzt so voll Rotten ist, die da schreien, die Taufe sei ein äußerliches Ding; äußerliches Ding aber sei kein nütz. Aber laß äußerliches Ding sein, als es immer kann, da steht aber Gottes Wort und Gebot, so die Taufe einsetzt, gründet und bestätigt.

Was aber Gott einsetzt und gebietet, muß nicht vergeblich, sondern eitel köstliches Ding sein, wenn es auch dem Ansehen nach geringer denn ein Strohhalm wäre. Hat man bisher können groß achten, wenn der Papst mit Briefen und Bullen Ablaß austeilte, Altar oder Kirchen bestätigte, allein um der Briefe und Siegel willen, so sollen wir die Taufe viel höher und köstlicher halten, weil es Gott befohlen hat, dazu in seinem Namen geschieht; denn also lauten die Worte: Geht hin, tauft, - aber nicht in euerm, sondern in Gottes Namen.


Denn in Gottes Namen getauft werden, ist nicht von Menschen, sondern von Gott selbst getauft werden, darum ob es gleich durch des Menschen Hand geschieht, so ist es doch wahrhaftig Gottes eigenes Werk. Daraus ein jeglicher selbst wohl schließen kann, daß es viel höher ist denn kein Werk, von einem Menschen oder Heiligen getan. Denn was kann man für größere Werke machen denn Gottes Werk? Aber hier hat der Teufel zu schaffen, daß er uns mit falschem Schein blende und von Gottes Werk auf unser Werk führe.

Denn das hat einen viel köstlichern Schein, daß ein Karthäuser viel schwere, große Werke tut, und halten alle mehr davon, das wir selbst tun und verdienen. Aber die Schrift lehrt also: Wenn man gleich aller Mönche Werke auf einen Haufen schlüge, wie köstlich sie gleißen mögen, so wären sie doch nicht so edel und gut, als wenn Gott einen Strohhalm aufhübe. Warum? Darum daß die Person edler und besser ist. Nun muß man hier nicht die Person nach den Werken, sondern die Werke nach der Person achten, von welcher sie ihren Adel nehmen müssen. Aber hier fällt die tolle Vernunft zu, und weil es nicht gleißt wie die Werke, so wir tun, so soll es nichts gelten.

Aus diesem lerne nun einen richtigen Verstand fassen und antworten auf die Frage, was die Taufe sei. Nämlich also, daß sie nicht bloß schlichtes Wasser ist, sondern ein Wasser in Gottes Wort und Gebot gefaßt und dadurch geheiligt, das nicht anders ist denn ein Gottes-Wasser, nicht daß das Wasser an sich selbst edler sei denn anderes Wasser, sondern daß Gottes Wort und Gebot dazukommt. Darum ists ein Bubenstück und des Teufels Gespött, daß jetzt unsere neuen Geister, die Taufe zu lästern, Gottes Wort und Ordnung davon lassen und nicht anders ansehen denn das Wasser, das man aus dem Brunnen schöpft, und danach daher geifern: Was sollte eine Handvoll Wasser der Seele helfen?


Ja, Lieber, wer weiß das nicht, wenn es voneinander Trennens soll gelten, daß Wasser Wasser ist? Wie darfst du aber so in Gottes Ordnung greifen und das beste Kleinod davon reißen, damit es Gott verbunden und eingefaßt hat und nicht will getrennt haben? Denn das ist der Kern in dem Wasser: Gottes Wort oder Gebot und Gottes Namen, welcher Schatz größer und edler ist denn Himmel und Erde.

Also fasse nun den Unterschied, daß ein viel anderes Ding ist Taufe denn alle anderen Wasser; nicht des natürlichen Wesens halber, sondern daß hier etwas Edleres dazukommt; denn Gott selbst seine Ehre dabei einsetzt, seine Kraft und Macht daran legt. Darum ist es nicht allein ein natürliches Wasser, sondern ein göttliches, himmlisches, heiliges und seliges Wasser, und wie mans mehr loben kann, alles um des Wortes willen, welches ist ein himmlisches, heiliges Wort, das niemand genug preisen kann; denn es hat und vermag alles, was Gottes ist, daher hat es auch sein Wesen, daß es ein Sakrament heißt; wie auch S. Augustinus gelehrt hat: accedat verbum ad elementum et fit Sacramentum, das ist, wenn das Wort zum Element oder natürlichen Wesen kommt, so wird ein Sakrament daraus, das ist ein heiliges, göttliches Ding und Zeichen.

Also muß man die Taufe ansehen und uns nütze machen, daß wir uns des stärken und trösten, wenn uns unsere Sünde oder Gewissen beschwert, und sagen: Ich bin dennoch getauft; bin ich aber getauft, so ist mir zugesagt, ich solle selig sein und das ewige Leben haben, - beide, an Seel und Leib. Denn darum geschieht solches beides in der Taufe, daß der Leib begossen wird, welcher nicht mehr fassen kann denn das Wasser, und dazu das Wort gesprochen wird, daß die Seele auch könne fassen. Weil nun beide, Wasser und Wort, eine Taufe ist, so muß auch beide, Leib und Seele, selig werden und ewig leben. Die Seele durchs Wort, daran sie glaubt, der Leib aber, weil er mit der Seele vereinigt ist und die Taufe auch ergreift, wie ers ergreifen kann.


Darum haben wir an unserm Leibe und Seele kein größeres Kleinod; denn dadurch werden wir gar heilig und selig, welches sonst kein Leben, kein Werk auf Erden erlangen kann. Das sei nun genug gesagt von dem Wesen, Nutz und Brauch der Taufe, soviel hierher dient.

Hierbei fällt nun eine Frage ein damit der Teufel durch seine Rotten die Welt verwirrt, von der Kindertaufe: ob sie auch glauben oder recht getauft werden? Dazu sagen wir kürzlich: Wer einfältig ist, der schlage die Frage von sich und weise sie zu den Gelehrten, willst du aber antworten, so antworte also:

  daß die Kindertaufe Christo gefalle, beweist sich genugsam aus seinem eigenen Werk, nämlich daß Gott derer viele heilig macht und den heiligen Geist gegeben hat, die also getauft sind, und heutigen Tages noch viele sind, an denen man spürt, daß sie den heiligen Geist haben, beide, der Lehre und des Lebens halber; als uns von Gottes Gnaden auch gegeben ist, daß wir ja können die Schrift auslegen und Christum anerkennen, welches ohne den heiligen Geist nicht geschehen kann.

Wo aber Gott die Kindertaufe nicht annähme, würde er derer keinem den heiligen Geist noch ein Stück davon geben; Summa, es müßte so lange Zeit her bis auf diesen Tag kein Mensch auf Erden Christ sein. Weil nun Gott die Taufe bestätigt durch Eingeben seines heiligen Geistes, als man in etlichen Vätern als S. Bernhard, Gerson, Johann Hus und andern wohl spürt, und die heilige christliche Kirche nicht untergeht bis ans Ende der Welt, so müssen sie bekennen, daß sie Gott gefällig sei, denn er kann je nicht wider sich selbst sein oder der Lügen und Büberei helfen noch seine Gnade und Geist dazu geben. Dies ist fast die beste und stärkste Beweisung für die Einfältigen und Ungelehrten; denn man wird uns diesen Artikel: Ich glaube eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen usw. nicht nehmen noch umstoßen.


Darnach sagen wir weiter, daß uns nicht die größte Macht daran liegt, ob, der da getauft wird, glaube oder nicht glaube; denn darum wird die Taufe nicht unrecht, sondern an Gottes Wort und Gebot liegt es alles. Das ist nun wohl ein wenig scharf, steht aber ganz darauf, das ich gesagt habe, daß die Taufe nichts anders ist denn Wasser und Gottes Wort bei und mit einander; das ist, wenn das Wort bei dem Wasser ist, so ist die Taufe recht, ob schon der Glaube nicht dazu kommt; denn mein Glaube macht nicht die Taufe, sondern empfängt die Taufe. Nun wird die Taufe davon nicht unrecht, ob sie gleich nicht recht empfangen oder gebraucht wird, als die (wie gesagt) nicht an unsern Glauben, sondern an das Wort gebunden ist. Denn wenn gleich diesen Tag ein Jude mit Schalkheit und bösem Vorsatz herzukäme und wir ihn mit ganzem Ernst tauften, sollen wir nichtsdestoweniger sagen, daß die Taufe recht wäre; denn da ist das Wasser samt Gottes Wort, ob er sie gleich nicht empfängt, wie er soll; gleich als die unwürdig zum Sakrament gehen, das rechte Sakrament empfangen, ob sie gleich nicht glauben.

Also siehst du, daß der Rottengeister Einrede nichts taugt. Denn wie gesagt, wenn gleich die Kinder nicht glaubten, welches doch nicht ist (als jetzt bewiesen), so wäre doch die Taufe recht, und soll sie niemand wiedertaufen; gleich als dem Sakrament nichts abgebrochen wird, ob jemand mit bösem Vorsatz hinzuginge, und nicht zu leiden wäre, daß er um des Mißbrauchs willen auf dieselbige Stunde abermal nähme, als hätte er zuvor nicht wahrhaftig das Sakrament empfangen. Denn das hieße das Sakrament aufs höchste gelästert und geschändet. Wie kämen wir dazu, daß Gottes Wort und Ordnung darum sollte unrecht sein und nichts gelten, daß wirs unrecht brauchen?


Darum sage ich, hast du nicht geglaubt, so glaube noch und sprich also: Die Taufe ist wohl recht gewesen, ich habe sie aber leider nicht recht empfangen; denn auch ich selbst und alle, so sich taufen lassen, müssen vor Gott also sprechen: Ich komme her in meinem Glauben und auch der andern; dennoch kann ich nicht darauf bauen, daß ich glaube und viel Leute für mich bitten, sondern darauf baue ich, daß es dein Wort und Befehl ist; gleichwie ich zum Sakrament gehe nicht auf meinen Glauben, sondern auf Christi Wort. Ich sei stark oder schwach, das lasse ich Gott walten; das weiß ich aber, daß er mich heißt hingehen, essen und trinken usw. und mir seinen Leib und Blut schenkt, das wird mir nicht lügen noch trügen.

Also tun wir nun auch mit der Kindertaufe. Das Kind tragen wir herzu der Meinung und Hoffnung, daß es glaube, und bitten, daß ihm Gott den Glauben gebe; aber darauf taufen wirs nicht, sondern allein darauf, daß Gott befohlen hat. Warum das? Darum daß wir wissen, daß Gott nicht lügt. Ich und mein Nächster und Summa alle Menschen mögen fehlen und trügen, aber Gottes Wort kann nicht fehlen. Darum sind es je vermessene, tölpische Geister, die also folgern und schließen: Wo der Glaube nicht ist, da müsse auch die Taufe nicht recht sein; gerade als wollte ich schließen: Wenn ich nicht glaube, so ist Christus nichts; oder also: Wenn ich nicht gehorsam bin, so ist Vater, Mutter und Obrigkeit nichts. Ist das wohl geschlossen, wo jemand nicht tut, was er tun soll, daß darum das Ding an sich selbst nichts sein noch gelten soll? Lieber, kehre es um und schließe vielmehr also: Eben darum ist die Taufe etwas und recht, daß mans unrecht empfangen hat. Denn wo sie an sich selbst nicht recht wäre, könnte man nicht mißbrauchen noch daran sündigen.

Es heißt also: abusus non tollit sed confirmat substantiam, Mißbrauch nimmt nicht hinweg das Wesen, sondern bestätigts. Denn Gold bleibt nichts weniger Gold, ob es gleich eine Bübin mit Sünden und Schanden trägt.

Darum sei beschlossen, daß die Taufe allezeit recht und in vollem Wesen bleibt, wenngleich nur ein Mensch getauft würde und dazu nicht rechtschaffen glaubte; denn Gottes Ordnung und Wort läßt sich nicht von Menschen wandelbar machen noch ändern.


Sie aber, die Schwärmergeister, sind so verblendet, daß sie Gottes Wort und Gebot nicht sehen und die Taufe und Obrigkeit nicht weiter ansehen denn als Wasser im Bach und Töpfen oder als einen andern Menschen, und weil sie keinen Glauben noch Gehorsam sehen, soll es an sich selbst auch nichts gelten.

Da ist ein heimlicher, aufrührerischer Teufel, der gern die Krone von der Obrigkeit reißen wollte daß man sie darnach mit Füßen trete, dazu alle Gottes Werke und Ordnungen uns verkehren und zunichte machen. Darum müssen wir wacker und getröstet sein und uns von dem Worte nicht lassen weisen noch wenden, daß wir die Taufe nicht lassen ein bloß lediges Zeichen sein, wie die Schwärmer träumen.

Aufs Letzte ist auch zu wissen, was die Taufe bedeutet und warum Gott eben solches äußerliches Zeichen und Gebärde ordnet, zu dem Sakrament, dadurch wir erstlich in die Christenheit genommen werden. Das Werk aber oder Gebärde ist das, daß man uns ins Wasser senkt, das über uns hergeht, und darnach wieder herauszieht.

Diese zwei Stücke, unter das Wasser sinken und wieder herauskommen, deuten die Kraft und Werk der Taufe, welches nichts anders ist denn die Tötung des alten Adams, darnach die Auferstehung des neuen Menschen, welche beide unser Leben lang in uns gehen sollen, also daß ein christlich Leben nichts anders ist denn eine tägliche Taufe, einmal angefangen und immer darin gegangen.

Denn es muß ohne Unterlaß also getan sein, daß man immer ausfege, was des alten Adams ist, und hervorkomme, was zum neuen gehört. Was ist denn der alte Mensch? Das ist er, so uns angeboren ist von Adam: zornig, hässig, neidisch, unkeusch, geizig, faul, hoffärtig, ja ungläubig, mit allen Lastern besetzt und von Art kein Gutes an sich hat. Wenn wir nun in Christi Reich kommen, soll solches täglich abnehmen, daß wir je länger je milder, geduldiger, sanftmütiger werden, dem Unglauben, Geiz, Hass, Neid, Hoffart je mehr abbrechen.


Das ist der rechte Brauch der Taufe unter den Christen, durch das Wassertaufen bedeutet. Wo nun solches nicht geht, sondern dem alten Menschen der Zaum gelassen wird, daß er nur stärker wird, das heißt nicht der Taufe gebraucht, sondern wider die Taufe gestrebt. Denn die außer Christo sind, können nichts anders tun denn täglich ärger werden, wie auch das Sprichwort lautet und die Wahrheit ist: immer je ärger, je länger, je böser. Ist einer vorm Jahre stolz und geizig gewesen, so ist er heuer viel geiziger und stolzer, also daß die Untugend von Jugend auf mit ihm wächst und fortfährt. Ein junges Kind hat keine sonderliche Untugend an sich; wo es aber erwächst, so wird es unzüchtig und unkeusch; kommt es zu seinem vollen Mannesalter, so gehen die rechten Laster an, je länger, je mehr.

Darum geht der alte Mensch in seiner Natur unaufgehalten Wo man nicht durch der Taufe Kraft wehrt und dämpft; wiederum, wo Christen sind geworden, nimmt er täglich ab, so lange bis er gar untergeht. Das heißt recht in die Taufe gekrochen und täglich wieder hervorgekommen. Also ist das äußerliche Zeichen gestellt nicht allein, daß es solle kräftiglich wirken, sondern auch etwas deuten.

Wo nun der Glaube geht mit seinen Früchten, da ists nicht eine lose Deutung, sondern das Werk dabei; wo aber der Glaube nicht ist, da bleibt es ein bloß unfruchtbares Zeichen.


Und hier siehst du, daß die Taufe, beide, mit ihrer Kraft und Deutung, begreift auch das dritte Sakrament, welches man genannt hat die Buße, als die eigentlich nicht anders ist denn die Taufe. Denn was heißt Buße anders denn den alten Menschen mit Ernst angreifen und in ein neues Leben treten? Darum wenn du in der Buße lebst, so gehst du in der Taufe, welche solches neues Leben nicht allein deutet, sondern auch wirkt, anhebt und treibt. Denn darin wird gegeben Gnade, Geist und Kraft, den alten Menschen zu unterdrücken, daß der neue hervorkomme und stark werde. Darum bleibt die Taufe immerdar stehen; und obgleich jemand davon fällt und sündigt, haben wir doch immer einen Zugang dazu, daß man den alten Menschen wieder unter sich werfe. Aber mit Wasser darf man uns nicht mehr begießen; denn ob man sich gleich hundertmal ließe ins Wasser senken, so ists doch nicht mehr denn eine Taufe, das Werk aber und Deutung geht und bleibt. Also ist die Buße nicht anders denn ein Wiedergang und Zutreten zur Taufe, daß man das wiederholt und treibt, so man zuvor angefangen und doch davon gelassen hat.

Das sage ich darum, daß man nicht in die Meinung komme, darin wir lange Zeit gewesen sind und gewähnt haben, die Taufe wäre nun hin, daß man ihrer nicht mehr brauchen könnte, nachdem wir wieder in Sünde gefallen sind. Das macht, daß mans nicht weiter ansieht denn nach dem Werk, so einmal geschehen ist. Und ist zwar daher gekommen, daß S. Hieronymus geschrieben hat, die Buße sei die andere Tafel, damit wir müssen ausschwimmen und überkommen, nachdem das Schiff gebrochen ist, darein wir treten und überfahren, wenn wir in die Christenheit kommen. Damit ist nun der Brauch der Taufe weggenommen, daß sie uns nicht mehr nützen kann. Darum ists nicht recht geredet; denn das Schiff zerbricht nicht, weil es (wie gesagt) Gottes Ordnung und nicht unser Ding ist; aber das geschieht wohl, daß wir gleiten und herausfallen. Fällt aber jemand heraus, der sehe, daß er wieder hinzu- schwimme und sich daran halte, bis er wieder hineinkomme und darin gehe, wie vorhin angefangen.


Also sieht man, wie ein hoch treffliches Ding es ist um die Taufe, so uns dem Teufel aus dem Hals reißt, Gott zu eigen macht, die Sünden dämpft und wegnimmt, darnach täglich den neuen Menschen stärkt und immer geht und bleibt, bis wir aus diesem Elend zur ewigen Herrlichkeit kommen. Darum soll ein jeglicher die Taufe halten als sein tägliches Kleid, darin er immerdar gehen soll, daß er sich allezeit in dem Glauben und seinen Früchten finden lasse, daß er den alten Menschen dämpfe und im neuen erwachse. Denn wollen wir Christen sein, so müssen wir das Werk treiben, davon wir Christen sind. Fällt aber jemand davon, so komme er wieder hinzu. Denn wie Christus, der Gnadenstuhl, darum nicht weicht noch uns wehrt, wieder zu ihm zu kommen, ob wir gleich sündigen, also bleibt auch alle sein Schatz und Gabe. Wie nun einmal in der Taufe Vergebung der Sünden überkommen ist, so bleibt sie doch täglich, solange wir leben, das ist den alten Menschen am Hals tragen.

Gr. Katechismus
hoch